Sinnstiftung ist der erfolgreiche Versuch, einem sonst unerklärlichen oder erdrückenden („sinnlosen“) Geschehensablauf einen ‚höheren‘ Sinn zuzuweisen.
Erst etwas, was „Sinn hat“, ermöglicht eine Identifizierung des Sinnstifters (eines Einzelnen oder einer Gruppierung) mit einem sonst ganz fremdartig erscheinenden und damit unbefriedigenden Vorkommnis. Sinnstiftung erlaubt Kausalitätszuweisungen, wo vorher Ungewissheit herrschte. Rituell abgestützt lässt sie sich historisch überliefern.
Besonders ein Mythos erbringt Sinnstiftung. Ausgebaute Theologien halten vorab anpassungsfähige Sinnangebote bereit, die sich auch bei ganz neuartigen Ereignissen mehr oder minder zu bewähren vermögen. Ein klassisches und kritisches Beispiel der Anstrengung, Sinn in überwältigende Lebenskatastrophen zu bringen, bietet bereits die Bibel im Buch Hiob.
Sinnstiftung kann individuell (z. B. als Wahn) und gesellschaftlich (z. B. als Ideologie) extreme Formen annehmen.
Literatur
Sommer, Andreas Urs: Sinnstiftung durch Geschichte? Zur Entstehung spekulativ-universalistischer Geschichtsphilosophie zwischen Bayle und Kant, Basel, 2006
Siehe auch
Sinn des Lebens | |
Identitätsbewusstsein, Logotherapie, | |
Absurdität |