Ich bin Wikimedia Deutschland, dem deutschen Chapter (Zweig) der Wikimedia Foundation beigetreten, weil er sich zur Aufgabe gestellt hat, Wikipedia in der Öffentlichkeit zu vertreten und „freies Wissen zu fördern“.
Damals hatte ich den Eindruck, dass die Wikipedia oft zu negativ gesehen wurde. Das Niveau der freiwilligen Mitarbeiter wurde m.E. unterschätzt. Jetzt ist die Wikipedia bekannt, ihr Niveau weitgehend anerkannt, der Niveauunterschied von Artikeln mit großer Wikipedianeröffentlichkeit und manchen Randartikeln wird aber weit unterschätzt.
Durch Spenden, die an sich der Wikimedia Foundation zur Förderung der weltweiten Wikipedia zugedacht sind, kommt Geld herein, das aus rechtlichen Gründen nicht ohne weiteres an die Foudation weitergeleitet werden kann, es gibt mehr und mehr hauptamtliche Mitarbeiter. An die Stelle der kompromisslosen Selbstausbeuter der Anfangsjahre treten Vorstandsmitglieder, die ihr Renomee nicht mehr primär aus ihrer Arbeit in der Wikipedia beziehen, sondern eher an ihrer Vereinsarbeit gemessen werden müssten, und Hauptamtliche, die für ihre Arbeit mehr oder minder gut bezahlt werden.
An ihnen, vor allem aber am Vorstand, ist jetzt recht harte Kritik geübt worden, sie informierten nicht genug über ihre Arbeit. Seit die Mitgliederversammlungen nur noch in Berlin abgehalten werden, fahre ich nicht mehr dahin. Wie kann ich beurteilen, was passiert?
Ich bin dankbar für die Verlaufsprotokolle der außerordentlichen und der turnusgemäßen Sitzungen. Ich freue mich zu lesen, dass kontrovers diskutiert wurde, dass aber der Versammlungsleiter offenbar von beiden Seiten ohne weiteres akzeptiert wurde, obwohl an seinem Stellvertreter durchaus Kritik geübt wurde (aus meiner Sicht, der Sicht eines, der nicht dabei war, eine eher etwas überzogene Kritik). Es gab für fast alle Posten Gegenkandidaten. Die Mehrheiten lagen deutlich unter den bei Bundesparteitagen der Parteien üblichen. Bei den Beisitzerwahlen gab es freilich m.E. zu wenig Konkurrenz. Die meisten Stimmen bekamen da altgediente Wikipedianer mit gutem Renomee in der Gemeinschaft.
So weit ich es den offiziellen Dokumenten entnehmen kann, funktioniert die Überwachung der Vorstandsarbeit noch und ich glaube, sie getrost der Mitgliederversammlung und der nationalen Presse überlassen zu können.
Für Kritik an der Wikipedia sind gegenwärtig der ChaosComputerClub und die Piraten gut. Meines Erachtens ist die Kritik freilich überwiegend überzogen.
Ich werde versuchen, mich gelegentlich im Wikimediamitgliederforum auf den neusten Stand zu bringen. Natürlich wüsste ich gern mehr über die Arbeit des Vereins; aber schließlich sollen sie ja primär externe Öffentlichkeitsarbeit machen und freies Wissen fördern, d.h. dem Vereinszweck dienen und nicht primär meinem Informationsbedürfnis.
Freilich, nach dem, was vorhergegangen war, konnte ich als Briefwähler nicht ohne weiteres den Vorstand wählen. Leichter fiel es bei bekannten Wikipedanern.
Ein ehemaliges Vorstandsmitglied, das ich persönlich kenne, ist zur Wikimedia Foundation nach Kalifornien gegangen. Dort leistet es gewiss gute Arbeit. So wie ich es einschätze, auch wichtige. Die zu beurteilen, mache ich freilich gar nicht erst den Versuch.
Und dann werde ich immer wieder aufgerufen, mich an den Wahlen für Posten mit internationalen Führungsaufgaben in der Wikipedia zu beteiligen. Da könnte ich mich nur nach Empfehlngen von Informierteren richten. Das unterlasse ich lieber.
Es gibt freilich Persönlichkeiten in der Wikipedia, die ich ohne Bedenken für solche Posten wählen würde, wenn sie sich denn dafür bewerben würden. Aber so weit treiben die Selbstausbeutung selbst die nicht.